Yiannis Baxevanis, Küchenchef im Ark, Küchenchefberater

Die lokale Küche ist ein wesentlicher Bestandteil des Reiseerlebnisses. Meist möchten Touristen auch die Spezialitäten jedes Landes probieren, das sie besuchen. Aus diesem Grund müssen wir ihnen das Beste anbieten, was Griechenland zu bieten hat.

Wir wollen flüchtige Trends und fremde Einflüsse hinter uns lassen. Uns stehen kräftige, vollmundige Aromen zur Verfügung, die den Reichtum unserer Tradition weiter unterstreichen. Wir müssen keine Produkte importieren, nur weil sie gerade in Mode sind. Unsere wahre Stärke liegt in der Einzigartigkeit der griechischen Küche, in unseren Wurzeln, einfach in dem, was uns von anderen Esskulturen unterscheidet.

Wir müssen uns auf das konzentrieren, was Griechenland uns gibt. Es hat keinen Sinn, Küchentrends zu importieren, vielmehr sollten wir unsere eigenen exportieren. Die Bewahrung der Tradition ist untrennbar mit dem ländlichen Leben verbunden. Viele Landwirte haben heute mit Schwierigkeiten zu kämpfen und verlassen schließlich ihr Land. Und wenn die lokale Produktion verloren geht, werden wir griechische Erzeugnisse bald nur noch zu unverschämten Preisen und von minderer Qualität oder überhaupt nicht finden.

Importierte Produkte belasten nicht nur die Umwelt, zudem verlieren sie unterwegs an Frische und Geschmack. Griechische Produkte auf der anderen Seite sind dank des einzigartigen Klimas unseres Landes in Qualität und Geschmack unvergleichlich. So ist beispielsweise der Untergrund der griechischen Meere felsig, was den Fisch so köstlich macht. Dasselbe gilt für das Vieh – griechisches Schweinefleisch, Lamm, Ziege und Huhn sind von hervorragender Qualität. Für Köche ist es wichtig, griechische Erzeuger zu unterstützen, selbst wenn ihre Erzeugnisse etwas teurer sind als die importierten, denn dieses Geld fließt in die Region zurück.

Sicherlich gibt es Köche, die sich schwertun, die authentische lokale Küche zu präsentieren. Die eigentliche Herausforderung ist jedoch, unsere Wurzeln lebendig zu halten, denn sie machen uns erst zu etwas Besonderem. Der Besucher muss es spüren, in Griechenland gegessen zu haben – mit dem Geschmack und dem Duft unseres Landes, die ihm im Gedächtnis bleiben.

Bevor wir Exporte in Betracht ziehen, müssen wir unsere Produkte jedoch erst selbst kennenlernen, sie wertschätzen und in unseren Alltag integrieren. Der Tourismus boomt und damit wächst die Nachfrage nach n Restaurants, Köchen und Arbeitskräften – und damit auch nach einer Steigerung der Produktion.

Man stelle sich nur vor, was aus Griechenland werden könnte, wenn alle Unternehmen nur noch lokale Erzeugnisse verwenden würden. Die lokale Wirtschaft würde gestärkt, Kleinerzeuger würden florieren und die Authentizität der griechischen Küche würde zu unserem Markenzeichen werden. Kooperativen, Dorffrauen und traditionelle Bäckereien können dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Es ist zum Beispiel unmöglich, in einem Lokal auf einem Berg auf Kreta nicht den lokalen Käse der Hirten der Region zu servieren. Wir müssen dranbleiben, wir müssen dies ständig kommunizieren und wir müssen andere inspirieren. Der Koch muss dabei nicht nur kreieren, sondern auch vermitteln. Er ist es, der die lokalen Erzeugnisse der Welt präsentiert, sie in den Vordergrund stellt und zu den Protagonisten des Erlebnisses macht.

Die in diesem Artikel dargelegten Stellungnahmen stellen die persönliche Meinung des Autors dar und sollen nicht Positionen oder Ansichten des griechischen Ministeriums für ländliche Entwicklung und Ernährung unterstützen.