Jedes Volk hat seine eigenen Sitten und Traditionen, die von seiner Kultur, Geschichte und Religion beeinflusst werden. Die meisten von ihnen sind im Laufe der Jahre aus einer Mischung all dieser Einflüsse entstanden, und wir bezeichnen sie heute als „lokale Traditionen“.

In Griechenland werden kurz vor der Wintersaison bestimmte Bräuche traditionell befolgt, um eine gute und ertragreiche Ernte zu sichern.

Am 21. November, an dem die griechisch-orthodoxe Kirche den „Einzug der Gottesmutter in den Tempel“ feiert, wird symbolisch die erste Darstellung der Jungfrau Maria in der Kirche und ihre Würdigung als zukünftige Mutter Christi geehrt. Die Feier ist aber auch mit der Saatzeit verknüpft, da die Leute die Jungfrau Maria unter anderem als Schutzheilige der Ernte ansehen.

„Polysporia“, gekochtes Getreide kombiniert mit Hülsenfrüchten, wird in unterschiedlichen Variationen landesweit zubereitet. Es handelt sich um eine Suppe aus verschiedenen Körnern und Samen wie Weizen, Gerste, Mais, Kichererbsen, Bohnen und Linsen sowie Nüssen.

Die Tradition wird vor allem in ländlichen Haushalten praktiziert, indem der Jungfrau Maria und dem Land ein Opfer dargebracht wird. Sie stellt eine Weiterführung eines antiken Brauchs dar, der „Panspermie“ genannt wurde, als die alten Griechen Demeter als Gottheit der Landwirtschaft und Fruchtbarkeit verehrten.

Die Zubereitung dieses Rezepts beginnt, unabhängig von der jeweiligen Variante, am Vortag des Festes. Die Gläubigen bringen die Körner, vor allem Weizen und Mais, zur Kirche, um sie segnen zu lassen.

Am Morgen des 21. November werden sie alle zusammen in einem Kochtopf gekocht. An diesem Tag wird der Großteil davon verzehrt, eine geringe Portion der gekochten Körner wird jedoch für eine gute Aussaat und Ernte auf die Felder geworfen.

Die gekochten Körner werden entweder als süße oder als herzhafte Suppe serviert. Die süße Variante wird auch zum Frühstück gegessen und besteht vorwiegend aus Weizen, Mais, Rosinen, Walnüssen, Mandeln, weißem Sesam sowie etwas Olivenöl, Zucker und Zimt.

Die salzige Variante, die in vielen Regionen als „Bolia“ bekannt ist, stellt das Hauptgericht des Tages dar. Bei der Zubereitung des Gerichts werden vor allem lokale Produkte wie weiße Bohnen, Linsen, Kichererbsen, Ackerbohnen, Mais, Weizen, Favabohnen, Reis und andere Hülsenfrüchte verwendet. Olivenöl und Nüsse werden hinzugefügt.

Eine andere Variante sieht vor, dass die „Polysporen“ nicht in eine Suppe verwandelt werden. Stattdessen werden die gekochten Körner mit Zucker, Rosinen und Nüssen vermischt und an die Bevölkerung ausgegeben.

Seit mehreren Tausend Jahren sind Getreide und Hülsenfrüchte die Hauptbestandteile der griechischen Ernährung. Im Laufe der Jahre haben ihre Vielfalt und ihr Überfluss viele köstliche und nahrhafte Rezepte inspiriert, die heute einen festen Platz in der traditionellen griechischen Küche haben.