Soultana Maria Valamoti
Wein ist seit prähistorischen Zeiten eine symbolträchtige Pflanze im Mittelmeerraum und insbesondere für Griechenland und die griechische Kultur. Offenbar wurden in Griechenland wild wachsende Reben vor über 6000 Jahren kultiviert und domestiziert. Dieses Land brachte Dionysos hervor, den Gott des Weines, und das antike Theater und das Symposion entstanden während der Feste des Gottes Dionysos. Aus der Weintraube, dem Geschenk des Rebstocks, wurde Wein hergestellt, ein Grundbestandteil von Festen und Symposien. Neben Wein wurden aus den Trauben im antiken Griechenland aber auch Rosinen hergestellt. Diese äußerst süße und nahrhafte Frucht war in getrockneter Form ein Grundbestandteil der Ernährung mit langer Haltbarkeit, was in der Antike, als moderne Konservierungsmöglichkeiten noch nicht existierten, äußerst wichtig war.
Hesiod (8./7. Jahrhundert v. Chr.) gibt in seinem Werk „Werke und Tage“ (609–614) Anweisungen zum Trocknen von Trauben zu Rosinen, um daraus süßen Wein herzustellen: Die Trauben sollten gesammelt und zum Haus des Landwirts gebracht und dort zehn Tage lang der Sonne ausgesetzt werden. Anschließend müssen sie weitere fünf Tage lang an einem schattigen Ort aufbewahrt werden. Nach diesen insgesamt 15 Tagen Trocknungszeit müssen die Trauben am sechsten Tag, wenn sie im Schatten lagen, in ein Tongefäß gegeben und anschließend entsaftet werden. Auch Hippokrates (5./4. Jahrhundert v. Chr.) erwähnt in seinem Werk „Über die Krankheiten“ die Verwendung von Rosinen zur Weinherstellung.
Der Zusammenhang von Rosinen mit religiösen Zeremonien wird bestätigt durch eine Inschrift von Dilos, die besagt, dass Rosinen bei Festen zu Ehren des Gottes Poseidon auf der Insel genutzt wurden. In einer anderen Inschrift finden wir schwarze Rosinen in einer Liste der für König Kyros, seinen Hofstaat und seine Truppen bestimmten Speisen. Verkohlte Rosinen aus dem 2. und 1. Jahrhundert v. Chr. wurden auf der Akropolis von Vergina gefunden.
In der Antike wie auch heute konzentrieren Rosinen die wertvollen Inhaltsstoffe der Weintraube in einer Form, die dank der heißen Mittelmeersonne lange haltbar bleibt. Damals waren sie selbstverständlich frei von den zugesetzten Konservierungsstoffen, die von der heutigen Lebensmitteltechnologie gefordert werden. Rosinen versüßten den Gaumen der Antike, da sie neben Feigen und Honig zu den wenigen süßen Lebensmitteln und Zutaten der Antike zählten. Ihr Kaloriengehalt und ihr Nährwert und der süße Geschmack machten sie sehr wertvoll.