Soultana Maria Valamoti

Der Meerfenchel der Art Crithmum maritimum war im antiken Griechenland unter dem Begriff Krethmon bekannt. Der antike Arzt Dioskurides Pedanios, der im 1. Jahrhundert n. Chr. lebte, beschreibt ihn ausführlich in seinem Werk Über die Heilmittel: Er ist ein strauchartiges Kraut, das in felsigen Küstengebieten wächst, mit öligen und etwas weißlichen Blättern mit einem salzigen Geschmack. Seine Blüten sind weiß und die Früchte ähneln denen des Rosmarins, sie sind weich, rund und haben ein süßes Aroma. Wenn sie getrocknet werden, öffnen sich die Früchte und geben die Samen frei, die denen von Weizen ähneln. Auch seine Wurzeln haben ein süßes Aroma und sind wohlschmeckend. Der Autor gibt an, dass die Früchte, Blätter und Wurzeln, in Wein gekocht und verzehrt, Menschen mit Schwierigkeiten beim Wasserlassen sowie Gelbsucht helfen, zudem gilt dieses Präparat auch als Emmenagogum. Er listet auch verschiedene Verzehrmöglichkeiten auf: Es wird als Gemüse, gekocht oder roh gegessen und kann auch in Salzlake eingelegt werden. Auch Hippokrates, der im 5.–4. Jahrhundert v. Chr. lebte, erwähnte Meerfenchel im Zusammenhang mit therapeutischen Zubereitungen, im Rahmen von Aufgüssen mit Wasser oder Wein, denen verschiedene Pflanzenteile wie Wurzel und Früchte hinzugefügt wurden.

Von den antiken Texten abgesehen gibt es keine eigentlichen archäologischen Funde der Pflanze selbst aus prähistorischen oder antiken Stätten. Überreste des Meerfenchels fehlen im archäobotanischen Archiv, hauptsächlich, weil der Teil der Pflanze, der verzehrt wird, und den die Menschen gesammelt haben, kaum im Feuer verkohlt und in archäologischen Lagerstätten konserviert wurde. So erkennen wir wieder allein anhand der antiken Texte die beeindruckende Fülle an Zutaten der antiken griechischen Küche sowie ihre Zubereitungs- und/oder Konservierungsmethoden. Dieser Rückblick in die Antike verdeutlicht zudem die Jahrhunderte von Kontinuität der griechischen Küche, denn auch heute noch wird der Meerfenchel als Vorspeise oder Zutat im Salat verzehrt.

So war diese moderne Delikatesse auf der Basis eines Krauts, das an den felsigen Stränden Griechenlands wächst, nicht nur bereits in der Antike bekannt, sondern wurde auch damals schon auf ähnliche Weise konsumiert. Heute, wie zu Zeiten des Dioskurides, legen wir Meerfenchel in Salzlake ein, manchmal mit Essig, aber wir essen ihn auch frisch gepflückt als Salat, meist überbrüht. Lokale Produkte sind oft im Glas mit Salzlake oder lose im Handel erhältlich, sodass Meerfenchel auch für Bewohner städtischer Zentren erschwinglich ist.

Abbildung : Meerfenchel in Salzlake vom Markt in Kalamata, 2021. Foto von S. M. Valamoti