Soultana-Maria Valamoti
Der Olivenbaum, die typische Pflanze des Mittelmeerraums, bringt mit seiner Frucht das kostbare Öl mit, das heute in vielen mediterranen Rezepten verwendet wird, wobei es ursprünglich höchstwahrscheinlich als wertvolle Zutat in Ritualen galt. Die Geschichte des Anbaus des Olivenbaums in Griechenland geht bis auf prähistorische Zeit zurück, hierzu finden sich vor etwa 6000 Jahren Hinweise darauf auf der Insel Kreta, sowohl durch den Pollen der Pflanze als auch durch andere Überreste wie Holz und, in manchen Fällen, Kerne. Olivenöl scheint während der Bronzezeit in den Gesellschaften der Südägäis in Südgriechenland eine sehr wichtige Rolle gespielt zu haben. Bereits im minoischen Kreta wurde Olivenöl in speziellen Gefäßen, Amphoren mit falscher Öffnung, auf den Handelsrouten des Mittelmeers gehandelt, was sich auch in der darauffolgenden mykenischen Zeit fortsetzte. Nach mehreren Jahrhunderten Anbau, findet sich der Olivenbaum in Linear-B-Ideogrammen wieder, sowohl als Wildpflanze als auch als Kulturpflanze. Sein Öl hat ein eigenes Ideogramm, das in Produktlisten auftaucht, die für Rituale an Heiligtümer geschickt werden. Das Öl des wilden Olivenbaums hatte ebenfalls ein eigenes Ideogramm und wurde in der Parfümerie der mykenischen Paläste eingesetzt.
Im antiken Griechenland wurde Olivenöl weiterhin in rituellen Zusammenhängen verwendet und galt als besonders teurer Luxusartikel. So hatte zum Beispiel der Preis der Panathenäischen Spiele, das Olivenöl in den Amphoren, einen hohen wirtschaftlichen Wert. Das Öl in den Preisamphoren der Panathenäischen Spiele stammte von heiligen Oliven, die von Zeus Morios beschützt wurden. Diese Oliven wurden Moriai genannt und dieses Wort findet sich im 5. Jahrhundert v. Chr. in den Werken von Aristophanes und Lysias.
Der Einsatz von Olivenöl als Nahrungsmittel in der Antike ist in verschiedenen Texten belegt. So wird in den Vögeln des Aristophanes (4.–3. Jahrhundert v. Chr.) auf das Öl verwiesen, das zusammen mit anderen Zutaten über gebratene Vögel gegossen wird, die auf den Tisch gebracht wurden. In einem anderen Fall rät Hippokrates im Krankheitsfall, Fisch zu backen oder zu kochen, mit Oregano zu bestreuen und mit Öl zu übergießen und eine ähnliche Verwendung findet sich auch bei Archestratus (4. Jahrhundert v. Chr.) in einem Rezept. Wir vermuten, dass verschiedene Teige in der Antike, wie zum Beispiel Pfannkuchen, in Olivenöl gebraten wurden, aber auch der Begriff „zeseleopagis“, den der Dichter Philoxenos (5.–4. Jahrhundert v. Chr.) erwähnt, deutet darauf hin. Außerdem wurde Öl auch zur Konservierung von Lebensmitteln wie zum Beispiel Fisch verwendet und ein Hinweis darauf findet sich im „Über verschiedene und mannigfaltige Nahrungsmittel“ des Pseudo-Hippokrates. Auch wird Olivenöl im hippokratischen Corpus sehr häufig als Zutat in therapeutischen Rezepten sowie im Rahmen der Ernährung von Patienten erwähnt.