Die Wichtigkeit des Weins im klösterlichen Leben kann leicht aus der Häufigkeit seiner Erwähnung in religiösen Gleichnissen und den zahlreichen Verweisen in der Bibel abgeleitet werden, wo häufig die Rede von „Wein“ und „Weinstock“ ist.

Aus theologischer, ernährungswissenschaftlicher und sozialer Perspektive ist der Wein in der klösterlichen Ernährung von großer Bedeutung und hat vielfältige Funktionen.

Der Wein, vor allem der Messwein, „Nama“ oder „Anama“ genannt, ist ein zentraler Bestandteil der Eucharistie, da er das Blut Christi und sein Opfer verkörpert. Er ist rot und süß und wird in der Regel aus ausgewählten, schwarzen Trauben auf besondere Weise hergestellt. In verschiedenen Riten der orthodoxen Kirche, wie etwa bei der Eheschließung, wird Wein verwendet, was seinen spirituellen Charakter betont.

Seit der Antike ist Wein Bestandteil der mediterranen Ernährung. Die athonitische und generell die klösterliche Ernährung weist viele Gemeinsamkeiten mit der mediterranen Ernährung auf, aber auch einige Unterschiede. Die Mönche auf dem Berg Athos essen in der Regel kein Fleisch und ernähren sich 150 bis 180 Tage im Jahr von speziellen Fastengerichten ohne Öl. An den Tagen, an denen sie nicht fasten, essen sie Fisch, Milchprodukte und Eier.

Die Mönche sehen Wein als ein von Gott geschenktes Gut an, das mit Ehrfurcht und maßvoll konsumiert werden sollte. Deshalb darf er sowohl an Fastentagen als auch bei festlichen Mahlzeiten konsumiert werden. Für die Gäste der Klöster gilt dasselbe.

Es existiert jedoch eine bestimmte Prozedur dafür, wie der Wein zu trinken ist, die bis heute in den Klöstern in Athos befolgt wird: Die Mönche nehmen am Tisch Platz. Der Abt läutet eine kleine Glocke, um die Mahlzeit zu eröffnen, und spricht einen Segen auf „Speis und Trank“ aus. Das kurz darauf erklingende ähnliche Läuten bedeutet, dass die Mönche und Gäste nun trinken dürfen. Die gleiche Glocke läutet auch das Ende der Mahlzeit ein. Jede Mahlzeit in den Klöstern dauert etwa 20 Minuten bis eine halbe Stunde, damit die Mönche nicht zu viel Zeit bei Essen und Wein verbringen.

Im Leben der Mönche nahm Wein schon immer eine wichtige Rolle ein. Nicht was den Konsum, sondern auch was den Anbau angeht. Über die Jahrhunderte hinweg hat die Weinherstellung in den Klöstern ihre traditionelle Form bewahrt. Besonders in den letzten Jahren hat die Weinproduktion in vielen Klöstern eine so weitreichende qualitative Entwicklung erfahren, dass einige ihrer Weine äußerst konkurrenzfähig und begehrt sind.

Wein ist eine Schöpfung, und da es im Psalm Davids heißt, „Wein erfreut das Herz des Menschen“, hat er in der griechisch-orthodoxen Kirche einen eigenen Heiligen und Schutzpatron. Am 1. Februar, dem Tag, an dem der Rebschnitt beginnt – der wichtigsten Phase des Weinbaus –, wird der Heilige Tryphon gefeiert, der Schutzpatron des Weinbaus.